Vortragende

PD Dr. Andrea Haase: Risikobewertung von Nanomaterialien: Status quo und zukünftige Herausforderungen

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Leiterin Fachgruppe „Faser- und Nanotoxikologie“

Auf Grund ihrer verbesserten und mitunter einzigartigen Eigenschaften kommen Nanomaterialien (NM) inzwischen in vielen Bereichen zum Einsatz, z.B. in der Medizin, in der Elektronik, im Bausektor, aber auch in zahlreichen Verbraucherprodukten. Ob von NM oder Produkten, die solche enthalten, gesundheitliche Risiken für Verbraucherinnen und Verbraucher ausgehen können, lässt sich nicht pauschal beantworten. Der erste Teil des Vortrags erläutert das grundsätzliche Vorgehen bei der Bewertung gesundheitlicher Risiken von NM. Von zentraler Bedeutung sind hierbei beispielsweise die Toxikokinetik, die Biopersistenz oder die Reaktivität. NM können auf Grund ihrer geringen Größe einige Körperbarrieren leichter überwinden und können daher eine andere Verteilung im Körper aufweisen. Einige NM zeigen eine sehr lange Verweildauer in einzelnen Organen, können sich u.U. im Zeitverlauf anreichern. Zudem weisen einige NM eine höhere Reaktivität auf, was ein Risiko für entzündliche Reaktionen birgt, die im chronischen Fall Organschädigungen hervorrufen können.

Der zweite Teil des Vortrags befasst sich mit aktuellen Fragestellungen laufender Forschungsvorhaben. Aktuelle Projekte befassen sich mit der Etablierung von Gruppierungsansätzen und alternativen Test- und Bewertungsstrategien. In diesem Zusammenhang ist die Untersuchung nanospezifischer Wirkmechanismen von zentraler Bedeutung.

Abschließend sollen noch einige neue Materialentwicklungen thematisiert werden.


Dr. Christof Asbach: Über die Rolle von Aerosolpartikeln beim Infektionsgeschehen

Institut für Energie- und Umwelttechnik e. V. (IUTA), Abteilungsleiter Filtration und Aerosolforschung, 47229 Duisburg

Präsident der Gesellschaft für Aerosolforschung

Ein Aerosol ist ein Gas, typischerweise Luft, mit darin verteilten festen und/oder flüssigen Partikeln. Luftgetragene Viren oder andere Pathogene verhalten sich physikalisch genauso wie andere Partikel der gleichen Größe. Die Luft, die wir ein- und ausatmen, mit den darin verteilten Feinstaubpartikeln und ggf. Viren ist somit ein Aerosol. Der Transport luftgetragener Viren, deren Ausbreitung sowie Möglichkeiten zur Entfernung von Viren aus der Luft lassen sich somit anhand der Aerosolphysik beschreiben.

SARS-CoV-2 Viren gelangen mit der Atemluft bei singulären Ereignissen wie Sprechen, Singen, Husten oder Niesen, aber auch kontinuierlich mit der Atmung in den luftgetragenen Zustand. Sie befinden sich bei der Exhalation allerdings immer in einer flüssigen Hülle aus Surfactant oder Speichel, die aber während des Transports rasch verdunstet. Luftgetragene virenhaltige Partikel ändern somit im luftgetragenen Zustand dynamisch ihre Größe, was für die Abscheidung der Viren, z. B. in Filtern eine wichtige Rolle spielt, denn bei der Exhalation muss eine Maske bspw. größere Partikel zurückhalten als bei der Inhalation. Andere Maßnahmen zur Reduktion des Infektionsrisikos sind die regelmäßige Fensterlüftung, Verwendung von Luftreinigern und das Abstandhalten. Alle diese Maßnahmen haben Vor- und Nachteile und sind nicht in allen Szenarien gleichsam wirkungsvoll, sodass immer eine Kombination mehrerer Maßnahmen den besten Schutz verspricht.

Im Vortrag werden zunächst einige Grundlagen erläutert und anhand der Entstehung und dem Verhalten luftgetragener Viren verschiedene Schutzmaßnahmen und deren Wirksamkeit in unterschiedlichen Situationen diskutiert. Untermauert wird die Diskussion durch experimentelle und numerische Erkenntnisse.